Als ich diese folgenden Zeilen zum ersten Mal zitiert gehört, haben mich diese gleich von Anfang an ziemlich gefesselt. Vorgetragen wurden diese im Podcast „Lanz & Precht“, als sich die beiden grundlegend über die Frage unterhielten: „Was ist Intelligenz?“ (Folge 106). Markus Lanz hat hierbei einleitend aus dem Buch „Regen“ von Ferdinand von Schirach zitiert und Gedanken dazu geäussert, und eben auch diese folgenden Zeilen einfliessen lassen.
Ich finde diese Gedanken, und die Hinführung tatsächlich sehr berührend, beeindruckend, und wunderbar in diese unsere Zeit passend. Führt sie einem (also mir zumindest) die Sinnhaftkeit der schönen Dinge einerseits, sowie die meistens vorherrschende Sinnlosigkeit der unschönen und grausamen Dinge andererseits in der Welt vor.
Wie bereits hier im Blog geschrieben, durfte ich ja im Raum der Stille zu Deggendorf zwei Klangabende mit meinen Handpans begleiten und gestalten. Bei einem habe ich eben diesen Text zitiert, und man merkte der Zuhörerschaft die Ruhe und die vielleicht einkehrende Nachdenklichkeit darüber an. Was mich sehr gefreut hat, wie ich zugeben muss.
Aber hier nun der Text zu dem Buch „Regen“ von Ferdinand von Schirach:
„Die Raumsonde Voyager 1 startete 1977 von Cape Canavaral. Das war die erste Sonde, die unser Sonnensystem jemals verlassen hat. Und obwohl sie eigentlich keine Kraft mehr hatte, schickte diese Sonde 1990 letzte Fotos zur Erde, und zwar über eine Strecke von 6 oder 7 Milliarden Kilometern. Das ist die größte Entfernung, aus der jemals ein Foto gemacht wurde.
Und auf einem dieser Fotos ist unser Sonnensystem zu erkennen, viele Sterne und links unten ein winziger, hellblauer Punkt. Das ist die Erde. Dort ist alles, was wir waren, und alles, was wir sind.
Wenn du dieses Foto ansiehst, wird dir klar, wie verrückt wir sind, dass wir Kriege führen und uns gegenseitig töten.
Es gibt 100 Milliarden Sonnensysteme und im Weltall 200 Milliarden solcher Galaxien. Das alles zusammen sind etwa 10% Prozent des Universums. Der Rest ist leer und -270 Grad kalt. Wir sind einsam, und nichts scheint einen Sinn zu ergeben. Aber wir alle sind es, und deshalb ist es diese Einsamkeit, die uns verbindet.
Nach dem Theaterbesuch treten sie auf die Straße, sie sehen die Menschen, die beleuchteten Cafés, die Restaurants. Und plötzlich wird dir bewusst, dass uns das gehört. Dieser Moment, diese Farben, die ganze wunderbare Vielfalt des Lebens in einem einzigen Augenblick.
Das ist dann – wenn du so willst – Glück.“
Finde ich wunderschön, diese Gedanken.
In dem Buch „Regen“ geht Ferdinand von Schirach den grundsätzlichen und existenziellen Fragen rund um das Leben auf den Grund, es ist sozusagen ein Buch über das Leben an sich. Das Stück ist ebenfalls als Theaterstück erschienen, mit dem der Autor auf Tour geht. Erschienen ist das Buch 2023 im Luchterhand Literaturverlag.
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